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Der Dachstein von "hinten".


Für einen Steirer wie mich gibt es Dinge, die sind unverrück- bzw. unantastbar. Das Kernöl gehört da z.B. dazu, aber auch der Welschriesling und die dazu passende Brettljause. Und als das höchste Wahrzeichen wohl auch "unser" Dachstein. All das sind "Institutionen" im grünen Herzen Österreichs. Letzeren "teilen" wir uns aber irgendwie mit den Oberösterreichern, wobei das einzig Wahre ist und bleibt der Blick vom Ennstal über die Ramsau hinauf zum höchsten Berg der Steiermark (Oberösterreich).



Teile des mächtigen Dachsteinmassives mit dem Gosaugletscher im Vordergrund

Und genau dorthin ging es heuer im September mit einer Gruppe von ambitionierten FotografInnen unter der Leitung des ortskundigen und genialen Jürgen Weginger (www.weginger-photography.at). Der ist übrigens aus Niederösterreich und hält sich so aus den Besitzansprüchen des Dachsteins vornehm heraus. Und so kam es, wie es kommen musste: wir marschierten dieses Wochenende von der (für Steirer) "verkehrten" Seite weg. Startpunkt war nämlich der Gosausee (da gibt es gleich zwei davon, beide sehr schön!). Durch die doch lange Anreise von fast 3 Stunden beschloss ich, schon am Vorabend anzureisen und direkt am See zu nächtigen (hat sich ausgezahlt!).


Der vordere Gosausee am Vorabend unserer Dachstein-Tour

Es war erst kurz nach 21:00 Uhr und ich war -wieder einmal- der letzte im Gastzimmer. Deshalb konnte ich am nächsten Morgen frisch und ausgeschlafen die doch ambitionierte Tour (immerhin standen 11 Km. bzw. ca. 1.250 Höhenmeter am Programm) in Angriff nehmen. Beschriebene Wegzeit: 4-5 Stunden, je nach körperlicher Verfassung (diese Zeit sollte sich später für uns als eine sehr "theoretische" herausstellen).


Zu Beginn ging es doch eher gemütlich vom vorderen zum hinteren Gosausee, in ca. 1,5 Stunden. Stimmung und Wetter waren fein! Bei Erreichen des hinteren der beiden Gosauseen wird dann aber schnell klar, womit wir die "restliche" Gehzeit verbringen sollten. Bergauf! Direkt hinter dem See baut sich eine imposante Felsenlandschaft auf, ganz nach dem Motto: "von 0 auf 100". Nur bei sehr genauem Hinschauen konnte man einen Steig erahnen, der uns hinauf zur Adamekhütte auf 2.196 Meter bringen sollte. Also, noch einmal kräftig durchschnaufen, die Wasserflaschen auffüllen und ab. Stimmung und Wetter waren noch immer gut . . Zu diesem Anstieg sei hier, so quasi am Beginn, anzumerken, das er mehr oder weniger immer konstant gleich steil nach oben ging, aber nie extrem steil und dadurch irgendwie fast angenehm . . . (steil). Den Grund dafür haben wir von unserem "Häuptling Jürgen" erfahren, er konnte uns berichten, das dieser Steig seinerzeit -die Hütte wurde 1908 eröffnet- für die Anlieferung der Baumaterialien mit Pferden genau so angelegt wurde. Mit meinem prall gefüllten Rucksack konnte ich mich sehr gut in die Lage dieser Lastentiere hinein versetzen . . .


Anfangs ging es flott voran, schon bald hatten wir einen sensationellen Blick von oben auf die beiden Seen und bereits beträchtliche Höhenmeter hinter uns gebracht.


die beiden Goasuseen, dazwischen die "Gosaulacke"

Irgendwann aber wird es bei -fast- jeder Bergtour mehr oder weniger "zach". Und genau da kommt nun ein ganz lieber "Fotografen-Kollege" aus der Gruppe ins Spiel, ich möchte Ihr hier ganz neutral "C." nennen.

C. hatte eine "umfangreiche" Fotoausrüstung dabei, da fehlte es an Nichts. Ich sollte diese später noch "näher kennen lernen". Bei C. wurden die Gehzeiten allmählich immer kürzer und gleichzeitig die Verschnaufpausen immer länger. Er kämpfte brav, doch machten Ihm immer heftigere Krämpfe zu schaffen. Sein Wasservorrat (das ist der, den wir am zweiten See nochmals auffüllten) war schnell verbraucht. Meiner dadurch wenig später auch und die Magnesiumtabletten (die hab´ ich immer dabei . . ) als "Erstversorgung" ergaben in meinem Rucksack leider keine spürbare Gewichtsersparnis.

Zuerst hat "Häuptling Jürgen" das Stativ von C. übernommen. Kurze Zeit später schnallte ich die -schon erwähnte- umfangreiche Fototasche von C. vorne auf meinem Bauch (man könnte glauben, ein feines Gegengewicht zu meinem Rucksack . . war aber nicht so!). Diese habe ich dann allerdings auf dem letzten Stück einem anderen Fotokollegen "überlassen" müssen, haben mich diese "2 Pinkerln" auch ziemlich in die Knie gezwungen.


Das Schöne an vielen Bergwanderungen ist es ja, das man die Hütte (das Ziel) schon oft sehr, sehr lange sehen kann, und noch viel länger ist dann aber noch der Weg dorthin! Was soll ich sagen: C. hat gekämpft wie ein Löwe und nach effektiven 6 Stunden und 45 Minuten haben wir alle gemeinsam die herrliche Terrasse der Adamekhütte bei feinstem Sonnenschein erreicht.

Radlerzeit (dringend)!


die Adamekhütte, fotografiert kurz nach Sonnenuntergang

 

Nach ausgiebiger Rast und Beziehen unserer Matratzenlager -die Adamekhütte hat zwar nicht den allerschönsten "Flair" als Berghütte, das ist wohl auch Ihrer Größe geschuldet, finden dort doch bis zu 95 Bergbegeisterte einen Schlafplatz, dafür aber hat sie die mit Abstand schönsten und gepflegtesten Lagerplätze, die ich bisher gesehen habe-


4 Sterne Niveau auf 2.196 Meter Höhe

haben wir uns wieder aufgerafft, um am Rande des Gosaugletschers einen geeigneten Platz zum Sonnenuntergang-Fotografieren zu finden. Und wir wurden aber so was von belohnt, der Himmel und die untergehende Sonne über der Bischofsmütze waren . . . einzigartig, großartig etc. etc. (Fotografen untereinander neigen ja bei der Beschreibung von Ihren Foto-Standorten zu Superlativen wie episch, atemberaubend, unvergleichbar usw.). Jegliche Mühen des Aufstieges waren ganz weit weg.


 


Mehr als nur zufrieden schlüpften wir in unsere Hüttenschlafsäcke und hatten eine -trotz der obligatorischen "Lautschläfer"- sehr feine Nachtruhe.


hier fällt es wahrlich schwer, nicht von "atemberaubend" zu sprechen. Sonnenuntergang hinter der Bischofsmütze.

Den nächsten Morgen (Tagwache war so gegen 05:00 Uhr) möchte ich als "Wiederauferstehung" des C. beschreiben. Als erster war er auf dem Weg in Richtung Sonnenaufgang. Dieser wiederum war echt vom "Feinsten" (obwohl ich da mit den Superlativen ein wenig aufpassen muss, siehe oben). Die Herausforderung aus fotografischer Sicht war es, schlichtweg zu entscheiden, ob wir die Kamera in Richtung Dachstein Massiv ausrichten (dahinter ging die Sonne auf) oder doch lieber auf die vom Morgenlicht angestrahlten Felswände der Bischofsmütze. C. war wie ausgewechselt. Auf und ab, hin und her versuchte er, dieses Naturschauspiel fest zu halten (übrigens mit großem Erfolg!).

Auch beim anschließenden Abstieg war er dann "federführend". Wie ein Steinbock in seinem Revier "hüpfte" er leichtfüßig von Fels zu Fels! Ich zolle Ihm hier und da nochmals meinen höchsten Respekt. Bravo, C.


Und so konnte ich (sichtlich "erleichtert" durch das geringere Gewicht der Magnesiumtabletten 😊 . . .) gemeinsam mit den Anderen am frühen Samstag-Nachmittag den Rucksack am (ersten) Gosausee endgültig absetzen und die Bergschuhe ausziehen. Höhepunkt!

Ein großes Danke Schön an dieser Stelle nochmals an unseren "Häuptling Jürgen", der uns mit Ortskenntnis und fotografischer Kompetenz ein wunderschönes Wochenende am Dachstein (von hinten ) 😉 geschenkt hat. Vielen lieben Dank dafür!


Die Silhouette der FotografInnen kurz vor Sonnenuntergang





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