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Abseits der ausgetretenen Trampelpfade

oder: Auf der Suche nach dem abgelegenen See


Der Verkehr auf der Reiteralm Bergstraße war . . . nicht wirklich vielversprechend. In einer beeindruckenden Kolonne quälte sich ein bunter Mix aus in- und ausländischen Kennzeichen Kehre für Kehre aufwärts. Ich bin so gar kein Freund von großen Menschenmassen und wenn die alle in dieselbe Richtung wollen wie ich . . . na bumm. Doch es gab Rettung. Quasi wie ein riesengroßer Trichter sog die Talstation des „Preunegg Jets“ Sesselliftes sämtliche SUV´s & Co. auf den Parkplatz. Dort herrschte „Kampfmodus“. So gesehen bescherte mir die Reiteralm ein weiters mal ein tiefes Gefühl der Zufriedenheit und Dankbarkeit (ich habe da quasi den Großteil meiner „Ferien-Kindheit“ verbracht und, was noch viel bedeutender ist, ich habe dort auch meine wunderbare Claudia kennen gelernt und -nach einem kleinen „Time Lag“ - schließlich dort auch geheiratet)! Also ein ziemlich emotionaler Berg für mich, der mir viele richtigen Entscheidungen beschert hat.


Von jetzt an herrschte auf der Mautstraße eine spürbare Entspannung, obwohl diese Variante zu den Giglachseen doch sehr frequentiert ist. Den Weg dorthin würde ich als Autobahn beschreiben. Nach nicht ganz 1,5 Stunden war ich bei der Ignaz Matthis Hütte, wo ich auch über Nacht blieb, angekommen. Durch die Corona Einschränkungen hat man quasi 4 **** Charakter im Lager. Gerade einmal 15 Leute waren da, Jackpot.


imposante Lage, vor allem von oben

 

Am frühen Nachmittag machte ich mich dann auf dem Weg zu meinem Ziel. Ich wollte einen etwas abgelegenen, eher unbekannten See finden. Dafür war es noch notwendig, ca. 250 Höhenmeter einem steilen, teilweise gesicherten Steig zu bezwingen. Irgendwo, schon ziemlich weit oben, wusste ich dann, das ich den Steig verlassen musste. Von da an gab es keinerlei Spuren mehr. Also einmal probiert und querfeldein zwischen Heidelbeersträuchern und Heidekraut losgezogen. Weit und breit kein See. Die Landschaft da oben besteht aus einer Hochebene mit unzähligen kleinen Kuppen, gerade so hoch, das man nicht drüber sieht, was sich dahinter verbirgt. Kein See in Sicht. Um Ihn schlussendlich doch zu finden, war ich fast noch einmal eine Stunde lang unterwegs.


weit ab vom Schuss, mit genialem Weitblicken tief in die Schladminger Tauern hinein

Er ist nicht wirklich groß, seine Ufer sind mit Gras bewachsen und ergeben ein harmonisches Bild mit den Almweiden. Eine Idylle, kein Mensch weit und breit. Und das, wenn man bedenkt, das nur ein paar hundert Meter weiter der Tauern Höhenweg von Hundertschaften an Wanderern frequentiert wird.




Lediglich eine Herde Pferde und ein paar Schafe waren meiner Begleiter für die nächsten paar Stunden. Es war noch lange hin zum Sonnenuntergang und so konnte ich -diesmal wirklich ausgiebig- meine Seele baumeln lassen und dieses wunderbare Fleckerl genießen. Geniale Glücksmomente am Rücken liegend und die Wolken beobachtend.





fast eine Spur wie bei "Winnetou II". Meine ständigen Begleiter in ansonsten absoluter Ruhe.

Der Himmel war voller Wolken und sah sehr viel versprechend aus. Je mehr es dem Sonnenuntergang entgegen ging, zog der Himmel allerdings immer mehr zu. Weil es da oben aber so schön war, bin ich noch etwas geblieben und für einen kurzen Moment ergatterte ich noch ein kleines Sonnenfenster, lange, nachdem die Sonne unter gegangen war.



Rundum zufrieden machte ich mich auf den Rückweg zur Hütte, es war inzwischen ziemlich finster.

Für Mitte September war es ein extrem lauer Abend. Noch lange bin ich auf der Terrasse vor der Hütte gesessen. Bei Bier und . . . Bier.

Und so beschloss ich, morgens zeitig in der Früh nochmals diese steile „Leit´n“ in Angriff zu nehmen und auch den Sonnenaufgang dort ober zu erleben.

4:45 Uhr. Gott Lob kannte ich den Aufstieg von gestern. Mit der Stirnlampe ist er aber doch eine ganz andere Herausforderung. Das Wandern in der Nacht ist etwas ganz besonderes, es schärft die Sinne, vor allem den auditiven. Ein nicht zuordenbares Rascheln neben dem Weg regt Phantasien im Kopf an.

Dieses Hochplateau mag mit den vielen mächtigen Gipfeln in der Umgebung zwar nicht mithalten, aber magische Momente mag es allemal vermitteln.


Das Zischen meines Gaskochers und der Rauch von dampfenden Kaffee vermittelten mir einen Hauch von „Mini Adventure“ und gleichzeitig tiefe Zufriedenheit.

Der Sonnenaufgang, gänzlich ohne Wolken am Himmel, versprach nicht wirklich epische Stimmung, jedoch hatte ich wieder Glück. Eine mächtige Nebeldecke hielt sich vehement und attraktiv zugleich in einem kleinen Seitental. Es war eine Freude, dem Wind dabei zu zu sehen, wie er mit dem Nebel spielte.


In diesem Seitental, und nur da, hielt sich diese geniale Nebeldecke

Noch lange nach Sonnenaufgang saß ich immer noch mächtig fasziniert und auch ein klein wenig stolz da oben, dieses kaum bekannte Platzerl recherchiert und auch gefunden zu haben.

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