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Über physikalische Grundgesetze

oder eine ganz persönliche Anwendung




Immer, wenn die berufliche „Schwungscheibe“ mit allzu großer Eigendynamik angereichert ist, genau dann ist es höchst an der Zeit, diese Rotationsenergie zu verlangsamen. Nachdem mir heuer das Frühjahr gefühlsmäßig irgendwie abhanden gekommen ist, so quasi „es war zwar da, aber doch immer weit weg von aktiver Wahrnehmung", öffnet der Sommer bereits seine Tür. Und um nicht auch hier dieses Gefühl des ewigen hinterher laufen zu haben, kam eine Woche Urlaub zum perfekten Zeitpunkt. Ein feiner Kurztrip ins Sölktal (dorthin verbindet mich mittlerweile eine gehörige Portion Zuneigung) kam wie gerufen.


Ich habe diesmal meine Pläne ganz bewusst zurückgeschraubt. Lediglich zwei Ziele habe ich mir als roten Faden vorgenommen, nicht mehr. Und dazwischen? Einfach mal schauen, was so kommt. Auch einmal in eine Almwiese setzen und den Wolken zuschauen, die Rotationsenergie halbieren. Man kann auch sagen: „physikalische Gesetze zu seinem persönlichen Vorteil verwenden.



Ich trödelte am Weg zu einen Wasserfall im Bräualmtal und wurde mit jeder Menge neuer Details belohnt. Zweimal wurde ich durch kurze Schauer richtig nass, aber selbst dadurch erhöhte sich meine Wandergeschwindigkeit nicht.





Eine Grundregel in der Fotografie: suche einen attraktiven Vordergrund 😉

Die Fließgeschwindigkeit des Bräualmbaches war um vieles schneller als ich. Ob meiner minimalistischen Zieleplanung hatte ich jede Menge Zeit. Und da es ja Mitte Juni ist und die Tage so lange wie sonst nie sind, machte ich mich gegen 18:00 Uhr auf einen ca. 1-stündigen Marsch auf das Mahdfeld. Ich habe diesen Platz irgendwann im Winter, zwischen Kompass Karte und Google Earth, gefunden. Von dort gibt es nur wenige Bilder auf Instagram & Co, ich war sehr gespannt. Zu Beginn machte ich ein paar Höhenmeter durch einen Wald, um dann schlussendlich auf eine wunderschöne Hochebene zu gelangen, mit Dirkektblick auf den Sölkpass und den Denneck-Bergen.

Denneck & Co, direkt vor mir, die Sölkpass Straße lässt den gleichnamigen Pass erahnen


Panorama vom feinsten. Es war angenehm warm, rückblickend betrachtet wäre eine Übernachtung im Zelt optimal gewesen, die „frischen“ Temperaturen in der Nacht haben mich ein wenig abgeschreckt. Relativ rasch fand ich einen für mich geeigneten Platz für den Sonnenuntergang, der war aber noch gut und gerne 2 Stunden „entfernt“. Es war so unglaublich schön dort, das ich mitunter auf das fotografieren vergaß. Unzählige Male lies ich meinen Blick durch den Talschluss schweifen, von links nach rechts und wieder zurück. Und jedes Mal entdeckte ich wieder neue Details. Das schlussendlich der Himmel zu Sonnenuntergang alles andere als optimal war, verkam so komplett zur Nebensache.

Die nachfolgenden Bilder entstanden mehr oder weniger "zufällig" oder, besser gesagt, aus dem Wahrnehmen unzähliger Eindrücke.






Weil es mir da so sehr gefallen hatte, beschloss ich kurzerhand, auch den Sonnenaufgang am nächsten Morgen da zu verbringen. Und jetzt kommen wieder die langen Junitage ins Spiel. Mein Handy katapultiert mich um 03:15 Uhr aus dem Schlaf. Die Wettervorhersage sagt wolkenlosen Himmel voraus, für einen Fotografen kein wirklicher „Jackpot“. Aber ich hatte die Hoffnung auf etwas ganz feines: Alpenglühen!

Meine Rotationsenergie (Wk) befand sich längst im Sparmodus. Und mein Trägheitsmoment (J) erlebte eine Rennaissance!



Fazit: was nehme ich nun mit aus dem Sölktal? Die Hoffnung auf das beste Licht zum fotografieren ist lediglich meine Antriebsfeder, hinaus zu gehen, um letztendlich etwas ganz anderes zu finden: Ruhe, Zufriedenheit, Langsamkeit! Ich liebe die Fotografie. Sie führt mich zu den schönsten Flecken meiner Heimat. Und Sie lehrt mich immer mehr, eine negative Rotationsenergie in eine positive umzuwandeln. Wenn ich bei bestem Licht mitunter vergesse, den Auslöser zu drücken und dabei aber dennoch meine ganz persönliche Speicherkarte dick und fett anfülle, dann entstehen die wirklich wertvollen Bilder.

Physikalische Gesetze sind Tatsachen. Wie man sie allerdings anwendet, bleibt schlussendlich jedem selbst überlassen.

Seid langsam,

Klaus

 




 










53 Ansichten2 Kommentare

2 Comments


Michael Trunk
Michael Trunk
Jun 21, 2020

Hallo Klaus, schöner Artikel. die Bilder zeigen eindrucksvoll, wie schön "die grüne Mark" eigentlich ist. Das Horizontale ist wie für Fotografen gemacht. Selten passt alles so gut zusammen wie bei diesem Wasserfall!

Weiter so , bin gespannt auf den nächsten Artikel.

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Jürgen Weginger
Jürgen Weginger
Jun 21, 2020

Hallo, Klaus. Feiner Artikel und noch feinere Bilder. Für mich war die Fotografie immer schon ein guter Ausgleich zum Alltagsstress. Am Anfang immer schwer die Geschwindigkeit des Lebens zu verringern, aber hat man es geschafft, kann man die Fotografie und die Natur wirklich geniessen.

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